Bildungsdirektion verkennt Realität – Reaktion auf die Aussagen der Bildungsdirektion zur Stellenwahl an Südtirols Schulen
Es ist geradezu zynisch, wenn von offizieller Seite behauptet wird, es bestehe „kein Problem“, obwohl über die Hälfte der zur Verfügung stehenden Lehrpersonenstellen unbesetzt geblieben ist. Dass dieser Missstand nicht etwa als Alarmsignal, sondern als „gewöhnliches Sommerphänomen“ abgetan wird, ist Ausdruck einer erschreckenden Realitätsverweigerung. Wenn ein langjähriger negativer Trend nun einen traurigen Höhepunkt erreicht, ist das kein Anlass zur Gelassenheit, sondern ein erneutes, deutliches Warnsignal – eines, das offenbar erneut ignoriert wird, so der Obmann der Freiheitlichen, Roland Stauder.
Die Erklärungen von Herrn Tschenett wirken wie hilflose Beschwichtigungsversuche. Die Behauptung, viele Lehrpersonen würden lieber auf Direktvergaben warten, entbehrt jeder Grundlage und ist schlichtweg die Bestätigung dafür, dass es seit Jahren an ausgebildeten Lehrpersonen in Südtirol fehlt.
Besonders alarmierend ist die Situation in den Brennpunktbezirken Bozen und Meran, wo überdurchschnittlich viele Stellen nicht gewählt wurden. Das ist kein Zufall, sondern Ausdruck der Tatsache, dass gerade dort die Rahmenbedingungen besonders unattraktiv sind – eine Realität, die von der Politik konsequent ignoriert wird.
Geradezu beschämend ist die Situation bei den sogenannten Sprachförderstellen. Diese vom Landesrat Achammer immer wieder hochgelobten und als besonders wichtig bezeichneten Positionen – um dem massiven Zulauf von Schülern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, Herr zu werden – wurden in einem Ausmaß nicht gewählt, das kaum noch zu überbieten ist: Von etwa 125 ausgeschriebenen Stellen wurden rund 100 nicht besetzt. Das ist ein klarer Offenbarungseid. Es belegt das vollständige Scheitern einer Politik des Zögerns, Abwartens und Schönredens.
Statt weiter die Vogel-Strauß-Taktik zu verfolgen – Kopf in den Sand und Durchhalteparolen – braucht es endlich klare, mutige Maßnahmen: bessere Rahmenbedingungen, mehr Planungssicherheit für Lehrpersonen, gezielte Anreize für schwer besetzbare Bezirke und vor allem ein politisches Bekenntnis zu echter Bildungsqualität statt PR-Phrasen. Der aktuelle Zustand ist inakzeptabel – und er wird nicht durch Wegschauen besser. Südtirols Familien, Kinder und Lehrer verdienen mehr als Stillstand, so die Freiheitlichen abschließend in einer Aussendung.