Bekanntlich herrscht in Südtirol bereits seit Jahren ein akuter Personalmangel an Integrationslehrer. Allein in den deutschen Mittel- und Oberschulen gibt es dafür rund 140 freie Stellen. Dabei sind Integrationslehrer meist nur wenige Stunden für eine gesamte Klasse zuständig, in der oft auch mehrere Schüler die Hilfe dieser Lehrpersonen benötigen.
„Da in den vielen Klassen auch Kinder mit Migrationshintergrund sitzen, die oft erst seit wenigen Monaten in Südtirol sind, ist es bedauerlicherweise zu oft so, dass jene Kinder die gesamte Zeit der Integrationslehrer beanspruchen. Unsere einheimischen Kinder, die beispielsweise an einer Lernstörung leiden, werden dann meist vernachlässigt und sind auf sich alleine gestellt, da das Augenmerk auf jene Kinder gelegt wird, welche unsere Sprache nicht beherrschen. Denn auch für eine Fachlehrperson ist es zeitlich gar nicht möglich, ohne Integrationslehrperson auf alle Schüler, vor allem jene mit Lernstörungen, individuell einzugehen, wenn auch der Wille und das Engagement vorhanden sind“, bemerkt Landtagsabgeordneter Hannes Zingerle.
Wenn auch zusätzliche Stunden für Sprachförderungen für Ausländerkinder angeboten werden, so arbeiten die Integrationslehrer zusätzlich die ohnehin wenigen Stunden, die sie in der Klasse als Unterstützung für alle fungieren sollten, ausschließlich mit diesen Kindern. „Genau aus diesem Grund ist es von besonderer Notwendigkeit, dass Ausländerkinder vor dem Schuleintritt Deutsch lernen, anstatt unseren einheimischen Kindern die spärliche Hilfe, die ihnen zur Verfügung steht, wegzunehmen“, so Zingerle weiter.
In diesem Zusammenhang weist der Landtagsabgeordnete nochmals auf seine Kritik bzgl. des neuen Lehrganges für Integrationslehrer hin: „Es ist absurd, dass beispielsweise ein diplomierter Architekturstudent Integrationslehrer werden kann, eine Sozialpädagogin mit Bachelorabschluss hingegen nicht!“
Für die Aufgabe als Integrationslehrer sollen in erster Linie die sozialen Kompetenzen im Vordergrund stehen. Geht es nach der aktuell geplanten Ausbildungsmöglichkeit, würden die ausgebildeten Sozialpädagogen allerdings auf der Strecke bleiben“, so Zingerle.
„Ich finde, man sollte über die Möglichkeit einer Einbindung von Sozialpädagogen mit Bachelorabschluss für den neuen Lehrgang nochmals diskutieren. Man würde dabei auf jene Personen stoßen, bei welchen Integration und Inklusion ein wesentlicher Bestandteil während des Studiums eingenommen hat und im Idealfall bereits Berufserfahrung im sozialen Bereich mitbringen“, so der freiheitliche Landtagsabgeordnete abschließend.