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Gesundheit

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Für ein gesundes und lebenswertes Südtirol

Südtirol steht im Gesundheitsbereich vor riesigen Herausforderungen: Ärztemangel, Überalterung der Gesellschaft, überlange Wartezeiten auf Fachvisiten, Schließung bzw. nicht Nachbesetzung einzelner Abteilungen nach Pensionierung der Primare und vieles mehr. Den Krankenhäusern in Südtirol fehlt jegliche Freiheit. Ohne Eigenständigkeit haben die Krankenhäuser keine Entwicklungschancen mehr und sie sind somit für junge Ärzte nicht mehr attraktiv. Die einseitige Konzentration auf das Krankenhaus Bozen geht zu Lasten einer funktionierenden Gesundheitsversorgung vor Ort.

Aufgrund dieser Umstände fordern wir Freiheitliche eine zeitgemäße Gesundheitspolitik, um auch für die Zukunft eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicherstellen zu können. Das öffentliche Gesundheitswesen muss den Bürgern zur bestmöglichen medizinischen Vorsorge, Versorgung und Pflege dienen. Um Südtirols Bürgern ein effizientes und leistungsstarkes Gesundheitswesen anbieten zu können sind die primären Zuständigkeiten in allen Bereichen die das Gesundheitswesen betreffen von Rom einzufordern. Dies muss auch sämtliche Bereiche beinhalten, die die Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal betreffen und die Anerkennung von Studientiteln und anderen im Ausland erworbenen Qualifikationen. Weiters sind die Zuständigkeiten auf sämtliche Bereiche auszudehnen, die die Kollektivverträge für Ärzte, Pflegepersonal und Krankenhauspersonal betreffen. Zudem sind die Zuständigkeiten im Ausschreibewesen einzufordern.

Der Gesundheitsbereich ist einer der größten Haushaltsposten. Sämtliche Ausschreibungen für Beschaffungen und Einkäufe sollen bei Beachtung der entsprechenden EU-Bestimmungen ohne Umweg über Rom vom Land Südtirol ausgestaltet werden können. Auch die Zuständigkeiten im Bereich des Apothekenwesens und der Zulassung von Medikamenten muss an das Land Südtirol übergehen. Dies bedeutet nicht, dass Südtirol eine eigene Zulassungsbehörde aufbauen muss, dies bedeutet, dass Südtirol den Import und Verkauf von Medikamenten, die in Österreich, Schweiz oder Deutschland zugelassen sind, automatisch, ohne zusätzliche Prüfung, durchführen kann. Nur so kann dem systematisch ausgehebelten Recht auf Zweisprachigkeit bei sämtlichen Produktbeschreibungen (Beipackzettel) nachgekommen werden.

Sicherung der landesweiten ärztlichen Versorgung: Kernpunkt der freiheitlichen Gesundheitspolitik ist in Zeiten hoher Pensionierungswellen und Ärztemangels die Sicherstellung der flächendeckenden ärztlichen Versorgung in Südtirol, die möglichst dezentral und wohnortnahe zu erfolgen hat.

Daher fordern wir:

  • Aufrechterhaltung von Krankenhäusern und keine Schließung von Abteilungen: Im ländlichen Raum oder Landgemeinden. Unsere bestens funktionierenden, dezentralen Krankenhäuser in der Peripherie dürfen nicht einem Sparzwang und einem blinden Zentralisierungswahn geopfert werden! Denn unsere peripheren Krankenhäuser dienen nicht nur den Einheimischen, sondern auch unseren Urlaubsgästen, die erkranken oder verunfallen. Eine schlechte Gesundheitsversorgung kann sich Südtirol nicht leisten!
  • Schluss mit dem „Wasserkopf“ Krankenhaus Bozen: Die alleinige Konzentration wesentlicher fachärztlicher Dienstleistungen alleine auf Bozen untergräbt die ärztliche Nahversorgung vor Ort und leistet Chaos und langen Wartezeiten Vorschub!
  • Nur hochspezialisierte Fachdisziplinen zentralisieren: Nur überörtliche Abteilungen für hochspezialisiere Fachdisziplinen sind zentral gerechtfertigt. Alles anderen Leistungen können sowohl in den peripheren Krankenhäusern oder von niedergelassenen Fachärzten erbracht werden!
  • Stärkung der Gesundheitssprengel: Stärkung der Gesundheitssprengel mit mehr Personal wie Krankenschwestern und Hebammen, um wohnortnahe Gesundheitsvorsorge erbringen zu können und die Krankenhäuser zu entlasten!
  • Kostenehrlichkeit bei Strukturmaßnahmen: Unsere peripheren Krankenhäuser sind zugleich wesentliche Standortfaktoren der lokalen Wirtschaft, die Arbeitsplätze schaffen, sichern und den Menschen ein Leben in ihrer nächsten Heimat ermöglichen. Dies gilt es bei den sog. „Einsparungen“ zu berücksichtigen!

Bessere Zusammenarbeit im Interesse der Patienten

Sowohl die Vernetzung zwischen den Südtiroler Krankenhäusern als auch zwischen den Krankenhäusern und den privaten Fach- und Hausärzten muss reibungslos funktionieren. Ein sicherer und schneller Informationsaustausch kann Leben retten!

Daher fordern wir:

  • Einheitliches EDV-System im Südtiroler Gesundheitswesen: Sämtliche Südtiroler Krankenhäuser müssen untereinander mit einem einheitlichen EDV-System vernetzt werden. Das bereits seit Jahren gut funktionierende EDV-System des Krankenhauses Bruneck kann als Vorbild für ganz Südtirol dienen. Schluss mit der Geld- und Zeitverschwendung durch verschiedene EDV-Systeme und teure externe Firmen und Berater!
  • Vernetzung zwischen Hausärzten, Privatärzten und Gesundheitsbezirk: Hausärzte und Privatärzte müssen Zugriff auf die Daten ihrer Patienten haben.
  • Rückvergütungsregelung wieder einführen: Um die öffentlichen Einrichtungen zu entlasten, soll eine enge Zusammenarbeit mit allen medizinischen – auch mit privaten – Einrichtungen gefördert werden und die Rückvergütungsregelung wieder eingeführt und ausgebaut werden. Somit können Krankenhaus-Ambulanzen entlastet sowie OP- und Ambulanz-Wartezeiten reduzieren werden, die Krankenhausärzte hätten mehr Zeit für die Betreuung der stationären Patienten!
  • Facharztvisiten durch Privatärzte: Dies würde zu einer Entlastung der öffentlichen Krankenhäuser führen und die freie Arztwahl stärken. Durch entsprechende Abkommen mit Privatärzten soll eine sozial verträgliche Regelung gefunden werden, damit jeder Bürger sich die bestmögliche ärztliche Betreuung leisten kann.
  • Verhinderung von nosokomialen Infektionen (Krankenhausinfektionen): mit der Auslagerung von Facharztvisiten würde der Zustrom in die Spitäler gebremst und eine Abnahme der sog. „Krankenhausinfektionen“ (nosokomiale Infektionen) erreicht.
  • Noch bessere Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck durch stärkere Einbeziehung in das Südtiroler Gesundheitssystem.

Mitarbeiterfreundliches Gesundheitswesen

Ein leistungsfähiges Gesundheitswesen gibt es nur mit motivierten Mitarbeitern, sowohl beim ärztlichen wie beim Pflegepersonal.

Daher fordern wir:

  • Freie Arbeitsplatzwahl: Pflege- und ärztliches Personal sollen ihre Abteilung und den Ort ihrer Tätigkeit im Rahmen eines Wettbewerbs grundsätzlich frei wählen können, zentrale Zwangszuweisungen dürfen nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgen!
  • Stellentauschbörse: es soll eine Stellentauschbörse eingeführt werden, um dem Krankenhauspersonal die Möglichkeit der internen Rotation zu bieten!
  • Kinderbetreuung verbessern: die Kinderbetreuung des Krankenhauspersonals muss verbessert werden, um bestausgebildeten Eltern eine weitere berufliche Tätigkeit zu ermöglichen!
  • Entbürokratisierung des Pflegeberufs: das dreijährige Bachelorstudium erweist sich in vielen Fällen als Rekrutierungshindernis für Pflegeberufe. Die dreijährige Dauer steht in Konkurrenz zu einem Medizinstudium. Aufgrund des Personalmangels muss hier flexibel vorgegangen werden, daher fordern wir die Wiedereinführung der Krankenpflegeausbildung, auch ohne Matura!

Einsparungen bei der Verwaltung, nicht bei den ärztlichen Diensten

Wir Freiheitlichen setzten uns für Einsparungen durch Umstrukturierung und Kürzungen im aufgeblähten Verwaltungsapparat des Südtirolers Sanitätsbetriebes ein. Die Verwaltung und Organisation im Gesundheitswesen hat nach den Prinzipien der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit zu erfolgen, damit Gesundheitsausgaben den Menschen zugutekommen. Zentralste Aufgabe des Gesundheitswesens ist die Betreuung der pflegebedürftigen Menschen durch Ärzte und Pflegekräfte. Ärzte und Pflegekräfte müssen im Gesundheitswesen entscheiden, nicht Controller und Bürokraten, denn es geht um das Wohl unserer Landsleute!

Ausbildung zum Hausarzt

Durch die anstehende Pensionierungswelle steht Südtirol ein gravierender Hausärzte-Mangel bevor. Dies bedroht die wohnortnahe Gesundheitsversorgung und -vorsorge. Südtirol muss hier entschieden reagieren, bevor eine Notsituation eintritt!

Daher fordern wir:

  • Entbürokratisierung der Ausbildung: Die Hausarztausbildung ist zu entbürokratisieren. Automatische Anerkennung von im EU-Ausland (insbesondere Österreich) erworbenen Abschlüssen. Anerkennung bereits erworbener Spezialisierungen, mehr Praxisnähe, weniger Lehraufenthalt in Krankenhäusern, Schwerpunkt auf der Ausbildung vor Ort bei den Hausärzten!
  • Entbürokratisierung der Tätigkeit: Die Hausärzte sollen sich den Patienten widmen können. Elektronische Rechnungen, komplexe Abrechnungsverfahren und Formularunwesen gehören auf ein Minimum beschränkt!
  • Vorbild Österreich: Bestmögliche Ausbildung nach österreichischem Turnusarztmodell und Ausbildung zum Sprengelhygieniker, um zu gewährleisten, dass der Hausarzt zugleich auch Amtsarzt ist!
  • Finanzielle Anreize schaffen: Bei Umschulungen von Facharzt zu Hausarzt soll das bisher bezogene Facharzt-Gehalt zumindest zu einem Großteil weiter zuerkannt werden, um den Wechsel von bestens ausgebildeten Fachärzten in den Hausarztberuf zu fördern. Beste hausärztliche Versorgung vor Ort verringert zudem den Ansturm auf die Krankenhäuser und reduziert die Wartezeiten!
  • Beiträge für den Ankauf medizinischer Geräte: Hausärzten sollen Beiträge für den Ankauf von medizinischen Geräten (EKG, Ultraschallgeräte) gewährt werden, damit diese Untersuchungen wohnortnah durchgeführt werden können. Auch dies entlastet die Krankenhäuser!
  • Weiterbildung: Den Hausärzten sollen kostenlose Weiterbildungen ermöglicht werden, wie dies bei Krankenhausärzten bereits der Fall ist.

Öffentliche Hygiene

Die Zentralisierung der öffentlichen Hygieneämter am Land hat dazu geführt, dass es immer weniger Amtsärzte in Landgemeinden gibt. Mit der Folge, dass sich die Wartezeiten für Impfungen, Ausstellungen von Führerscheinzeugnissen, Reiseberatung und vieles mehr immer weiter verlängern. Das staatliche Impfdekret hat die Situation noch verschlimmert. Dies stellt ein kollektives Versagen der Verantwortlichen des Gesundheitswesens dar und muss sofort korrigiert werden!

Impfzwang

Wir Freiheitliche erkennen die Wichtigkeit einer hohen Impfrate an. Wir sehen auch die Gefahr durch neue alte Krankheiten, die durch die ungezügelte Einwanderung bei uns wieder Fuß fassen werden. Doch widerspricht dieser gesetzlich aufgezwungene Impfzwang jeglichen freiheitlichen Gedanken. Vor allem die drakonischen Strafen entbehren jeglicher Verhältnismäßigkeit. Anstelle einer Kriminalisierung von Eltern fordern wir Freiheitliche, in die Aufklärung zu investieren, um eigenverantwortliche Entscheidungen der Eltern zu ermöglichen. Dieser völlig überzogene Impfzwang wird hingegen entschieden abgelehnt!

Zweisprachigkeit gewährleisten

Die Zweisprachigkeit im Arzt-Patienten-Verhältnis steht im Vordergrund und muss auch in Zeiten des Ärztemangels höchste Priorität haben. Dies kann in größerem Stil nur durch die Heimkehr der Südtiroler Medizinstudenten aus Österreich und Deutschland erfolgen.

Jungärzte zurückholen

Ärztliche Ausbildung muss in Südtirol nach mitteleuropäischem Standard wieder ermöglicht werden! Jährlich absolvieren ca. 100 Südtiroler Medizinstudenten ihr Studium und müssen aufgrund politischer Versäumnisse vergangener Landesregierungen ihre Facharztausbildungen auswärts – vor allem in Österreich – absolvieren, da in Südtirol rechtlich zurzeit keine Ausbildung möglich ist. Dies hat zur Folge, dass die jungen Fachärzte oft nicht mehr nach Südtirol zurückkehren. Ohne Ausbildungsmöglichkeit wird es schwierig werden, nicht nur die städtischen, sondern im Besonderen die peripheren Krankenhäuser mit genügend ärztlichem Personal zu besetzen. Ohne Jungmediziner droht dem Südtiroler Gesundheitssystem der Kollaps!

Daher fordern wir:

  • Vereinfachung der Anerkennung von ausländischen Studientiteln: Bündelung aller Verfahren zur Anerkennung von ausländischen Studientiteln bei einer einzigen Anlaufstelle. Wahrnehmung des Behördenweges nach Rom, der amtswegigen Übersetzung von Zeugnissen und der vollständigen Betreuung des antragstellenden Jungmediziners durch diese Anlaufstelle. In der Folge soll von Rom die Zuständigkeit für die Anerkennung von Studien- und Facharzttiteln, die in Österreich, Deutschland oder der Schweiz erworben wurden, durch den Landeshauptmann (mit Wirkung für Südtirol) eingefordert werden.
  • Ausbildung zum Facharzt: Möglichkeiten zur Facharztausbildung nach österreichischem Vorbild in Südtirol schaffen, in Kooperation mit der österreichischen Ärztekammer!
  • Ausbildung zum Allgemeinmediziner (Hausarzt): Stipendienregelung überdenken und nach österreichischem Vorbild als Angestelltenverhältnis neu gestalten, so u.a. volle Sozial-, Unfall,- Krankenversicherung für die Jungmediziner vorsehen, um konkurrenzfähig zu sein!
  • Praxis während des Studiums: Bestehende bürokratische Hürden abbauen, Serviceleistungen verbessern, um bereits im Studium Jungmediziner nach Südtirol zu holen!
  • Perspektiven bieten: Förderungen für Jungmediziner vorsehen, um gerade im Anfangsstadium effektive Starthilfe zu leisten!

Damit Südtirol Heimat bleibt!

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